Es war im Dezember 2020 während unserer Reise in Afrika. Meine Partnerin und ich waren im Süden von Äthiopien unterwegs, in einer Region des Omo Tals, die besonders für ihre Stämme und Traditionen bekannt ist.
An diesem Tag haben wir einen Minibus genommen, um Turmi zu erreichen, eine kleine Stadt weit weg von den grossen Städten und der Modernisierung. Wir wollten in Kontakt mit dem traditionellen Afrika und den Kulturen kommen, die noch nicht (oder nur wenig) von der so genannten "Zivilisation" beeinflusst sind.
Wir sassen - wie immer - auf den hinteren Sitzen und beobachteten die an uns vorbeiziehende Natur.
Nach einer kurzen Weile hielt der Minibus an - mitten im Nirgendwo! - und ein Mann stieg ein: er trug die typische Kleidung und den Modeschmuck des Hirtenstammes der Hamer. Ok, nichts Ungewöhnliches hier und so setzte der Bus seinen Weg nach Turmi fort.
Als die Fahrgäste nach kurzer Zeit zum Bezahlen der Fahrt aufgefordert wurden zahlten alle, nur dieser Hamer-Mann nicht: er hatte kein Geld!
Nach einigen Diskussionen wurden einige Leute unruhig. Es zeigte sich, dass es für ihn keine Möglichkeit gab die Fahrt zu bezahlen. Wir waren etwa 20 km von Turmi entfernt, also entschied ich mich, etwas zu tun: Ich beschloss, ihm die Fahrt zu bezahlen!
DIESE ENTSCHEIDUNG VERÄNDERTE MEIN LEBEN FÜR IMMER, ALLES BEGANN DAMIT...
...als ich sein Ticket bezahlte, war er so unglaublich glücklich, dass er fast geweint hat. Er wollte seine Dankbarkeit mit Worten ausdrücken. Aber er sprach nur seine Stammessprache, ich nur Englisch, somit gab es keine Möglichkeit zusammen zu kommunizieren!
Nichtsdestotrotz: als wir in Turmi ankamen lud uns Colle Schari (so heisst er) zu sich nach Hause ein!!! Ich war so neugierig, dass ich dachte: "So eine Gelegenheit bekomme ich nie wieder in meinem Leben"; also sagten wir zu!
Wir liefen mit unseren Rucksäcken zuerst bei Sonnenuntergang, dann weiter bei Mondlicht. Dabei gab es kein künstliches Licht soweit das Auge reicht: die Atmosphäre war also ruhig und magisch, wie in einem Märchen... Nach einer Stunde Fussmarsch erreichten wir sein Dorf. Ich war extrem müde und trotzdem irgendwie energetisiert!
Wir wurden von seiner Frau Colle Anna mit einem herzlichen "Paìia" empfangen: in der lokalen Sprache bedeutet das "Hallo" und "schön". Sie bot uns das einheimische Essen an. Danach spielten wir kurz mit den superneugierigen Kindern. Dann gingen alle schlafen: wir in unserem Zelt, und sie, na ja... auf einer auf dem Boden ausgelegten Kuhhaut unter freiem Himmel.